Lars Eidinger: “Wir finden uns bei Menschen wieder, die Fehler machen”

Bild von Lars Eidinger

Lars Eidinger (45, ‘Tatort’) ist wieder da: Ab dem 30. November läuft auf dem Streamingdienst RTL+ die Miniserie ‘Faking Hitler’. In sechs Teilen wird noch einmal die Geschichte der Hitler-Tagebücher nacherzählt, die 1983 von einem ‘Stern”-Journalisten entdeckt wurden — bevor sie sich als gefälscht herausstellten.

“Sehnsucht, auf die Lüge hereinzufallen”

Ein Thema, welches gerade in den Zeiten von Fake News nichts an Brisanz verloren hat. “Ich glaube, es gibt eine Sehnsucht, auf die Lüge hereinzufallen, bewusst Wahrheiten auszublenden”, erzählte Lars Eidinger im Gesprach mit ‘Hit Radio FFH’. Während der Film ‘Schtonk!’ 1992 versucht hatte, die Geschichte satirisch aufzuarbeiten, hält man sich bei ‘Faking Hitler’ an Tonbandaufzeichnungen von Gesprächen, die Journalist Gerd Heidemann mit dem Tagebuch-Fälscher Konrad Kujau führte. Mit der moralischen Haltung seiner Filmfiguren hat der Darsteller keine Probleme: “Ich versuche, beim Spielen meine Haltung herauszuhalten. Wenn sie mich allerdings privat fragen – Heidemann hat hundertprozentig an die Echtheit der Tagebücher geglaubt. Kujau war unglaublich virtuos beim Lügen.“

Lars Eidinger sucht Aufrichtigkeit

Generell faszinieren ihn vielschichtige Figuren, die nicht perfekt sind: “Wir sind alle keine Helden und finden uns viel eher wieder bei Menschen, die Fehler machen. Das ist das, was uns Menschen ausmacht. Der Joker ist beliebter als Batman. Mephisto beliebter als Faust.” Und wie sieht es bei ihm selbst aus? “Ich habe zwar die Sehnsucht nach Aufrichtigkeit – also mit dem, was man ist, nach außen zu treten – aber, wenn sie mich fragen, ob ich ein guter Mensch bin, würde ich sagen Nein.”

Schon im letzten Jahr hatte er sich im Interview mit der ‘Neuen Osnabrücker Zeitung’ über moralische Debatten echauffiert: “Das wundert mich am meisten – wie viele bereit sind, sich moralisch über andere zu erheben. Schon weil das voraussetzt, dass es überhaupt Gut und Böse gibt. Nicht mal daran glaube ich.”

Bild: Malte Ossowski/SVEN SIMON/picture-alliance/Cover Images

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