100 Jahre: Der BH feiert Geburtstag

© Heggie - Fotolia.com100 Jahre Büstenhalter – wer hätte das gedacht. Ein Stuttgarter Unternehmer war es, der die Damen vom schrecklichen Korsettpanzer befreite und den BH in Serie gingen ließ. Ein Grund für die Feministen zu feiern.

Es war im Jahr 1910 als die 19-jährige New Yorkerin Mary Phelps-Jacobsen zu ihrem Debütantenball kein Korsett tragen wollte. Sie war kreativ und bastelte sich aus Tüchern und Bändern einen BH, der ihre Brüste bedeckte – und vor allem bequem war. Die Idee anstatt Korsett BH war geboren.

Mary meldete im Jahr 1914 ihre BH Entwicklung als Patent an. Diese verkaufte sie an die Warner Brothers Corset Company. Auch Korsettfabrikant Sigmund Lindauer aus Stuttgart setzten auf Büstenhalter. Er war der erste, der die revolutionären Dessous industriell herstellte und vermarktete. Das Resultat: Das Produkt “Hautana” – 1912 gefertigt. Ein BH aus elastischem Trikotgewebe – Längs- und Querstützen waren bei diesem Modell Fehlanzeige.

Mit den Slogans “Frauenschönheit ist Frauenmacht” und “Bergauf, bergab, durch Wald und Feld / Hautana straff den Körper wurde um die Frauen geworben.

Der Erste Weltkrieg war vor allem verantwortlich für den Siegeszug. Stoffknappheit und die neue Selbständigkeit der Frauen, waren dafür verantwortlich, dass das Korsett und Unterröcke bald der Vergangenheit angehörten. Und: Der neue “Garçonne” Look, der in den zwanziger Jahren Trend wurde, machte den BH-Typ, der darauf ausgelegt war, sämtliche Rundungen platt zu machen, salonfähig werden.

Je nach Trend und Zeitgeist gab es ab sofort unterschiedliche BH-Modelle von feminin üppig, androgyn flach oder divenhaft weit auseinanderstehend. Wer so üppig bestückt sein wollte wie Hollywood-Schönheit Marilyn Monroe, Liz Taylor oder Sophia Loren, der griff zu den trichterförmigen Spitz-BHs, die in den 50er Jahren trendy waren. Die Vorbilder aus Hollywood trugen mächtig dazu bei, die Dessous-Industrie anzukurbeln. 1957 zählte das Statistische Bundesamt bereits 27,1 Millionen produzierte BHs.

Bis die feministische Bewegung kam – reihenweise Hippie-Damen rissen sich die BHs vom Leib und prognostizierten damit den Untergang des BHs. Doch der Schock der siebziger Jahre war schnell überwunden. Mit Hilfe von neuen Materialien wie der Elastanfaser oder farbiger Spitze wurden neue Modelle entwickelt. Dazu gehörte der “Wonderbra”oder auch der “Ultimo Bra” mit eingebauten Gelpolstern.

Heute werden in Deutschland jährlich rund 45 Millionen BHs verkauft, pro Frau sind das 1,5 Stück. Dass die Dinger immer noch zwicken, liegt daran, dass 70 Prozent der Frauen ihre Größe nicht kennen, dabei ist die Durchschnittskörbchengröße 80C. 75 Prozent der deutschen Frauen tragen BH, weltweit sind es nur 30 Prozent. Tendenz also fallend?

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